ki-unterstützung für studierende in der medizin

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Nicolas S. Bodmer

Chief scientific officer

medignition AG

19.09.2025

Wissenschaftliches Schreiben ist für viele Medizinstudierende eine grosse Hürde. Um dieser Herausforderung zu begegnen, hat medignition in Zusammenarbeit mit der Universität Zürich ein digitales Tool entwickelt, das E-Learning-Module mit einem KI-Schreibassistenten kombiniert. Ziel ist es, den Studierenden mehr Autonomie im Schreibprozess zu geben und gleichzeitig die Betreuungsbelastung für die Fakultät zu verringern.

Schreiben als Stressfaktor

Für Studierende der Universität Zürich zählt die Masterarbeit zu den stressigsten Teilen des Studiums. In einer Befragung von 24 Medizinstudierenden gaben 75% ein erhöhtes Stressniveau während der Masterarbeit an, 58% nannten das wissenschaftliche Schreiben als Hauptstressfaktor, und 42% hatten Schwierigkeiten mit dem Schreiben auf Englisch. Nur 13% fühlten sich ausreichend unterstützt. Diese Zahlen verdeutlichen den dringenden Bedarf an strukturierten, skalierbaren Unterstützungsangeboten im wissenschaftlichen Schreiben.


E-Learning trifft KI

Das Tool verbindet strukturierte E-Learning-Inhalte mit einem KI-gestützten Schreibassistenten. Die E-Learning-Module vermitteln die Grundlagen des wissenschaftlichen Schreibens wie die Struktur von Manuskripten und «Reporting Guidelines». Der KI-Assistent liefert in Echtzeit iteratives Feedback zu Struktur, Grammatik, Stil und Lesefluss. In der Pilot-Evaluation bewerteten 71% der Studierenden die E-Learning-Module als hilfreich, und 75% fanden den KI-Assistenten hilfreich oder sehr hilfreich. Die System-Usability-Scale (SUS) lag bei 76 von 100 Punkten, deutlich über dem Benchmark von 68, was Praxistauglichkeit und Akzeptanz bestätigt.


Ergebnisse und nächste Schritte

Seit dem Start haben 125 Studierende das Tool genutzt, was zur Fertigstellung von 71 Masterarbeiten beigetragen hat. Aufbauend auf diesem Erfolg wird die Entwicklung in drei Richtungen fortgesetzt: Erweiterung der KI-Unterstützung auf weitere Abschnitte wie Resultate und Diskussion, Einsatz lokal betriebener Large-Language-Models zur Erhöhung der Datensicherheit sowie Einführung systematischer, KI-gestützter Prüfungen von Format und Struktur, um die Fakultät weiter zu entlasten.


Ein verantwortungsvoller Weg nach vorn

Das Projekt zeigt, wie KI die medizinische Ausbildung messbar verbessern kann – durch Stressreduktion bei den Studierenden, mehr Autonomie im Schreibprozess und Entlastung der Fakultät. Für eine erfolgreiche Integration müssen Universitäten klare Rahmenbedingungen für Datenschutz, Ethik und akademische Standards schaffen. Mit diesen Leitplanken hat KI-gestütztes Schreiben das Potenzial, zu einem zentralen Bestandteil der medizinischen Ausbildung in der Schweiz und darüber hinaus zu werden.